Bitten und Danken…
„Deutsche Sprache, schwere Sprache“- das wusste schon der Schriftsteller Mark Twain, der überzeugt war, ein begabter Mensch könne Englisch in 30 Stunden, Französisch in 30 Tagen, Deutsch aber kaum in 30 Jahren lernen. Vielleicht sind deshalb, z.B. beim Bäcker, auch so viele Sprachkonstrukte zu hören wie; „Ich krieg drei von den Roggenbrötchen…“!
In Gedanken stelle ich mir die Frage: „Wieso sind Sie sich da so sicher?“ Die Verkäuferin hinter dem Tresen könnte „ihre“ drei Roggenbrötchen genauso gut jemand anderem geben. Sie tut es nicht, denn es gehört zu ihrem Job einen Kunden zu bedienen, schließlich bezahlt dieser die Brötchen. Aber das ist noch lange kein Grund, Freundlichkeit und Höflichkeit einfach über Bord zu werfen. Statt „Bitte“, heißt es dann „Ich krieg…“! Diese Formulierung hat sich irgendwie in die Alltags-sprache eingeschlichen und greift immer weiter um sich, zumal sie viel stärker klingt, als wenn man um etwas bittet.
Doch woher kommt es, dass wir die mühsam erlernten Anstandsregeln des Respekts und der Wertschätzung, nur noch bedingt einsetzen und in der Sprache das Klima rauer wird? Ist der Grund die oft zitierte Ellenbogengesellschaft? Oder meinen wir wirklich, dass „Bitte“ und „Danke“ uns als weniger cool oder taff dastehen lassen?
Gott sei Dank ist das „Danke“ noch üblich. Das Getreide ist in diesem Jahr wieder gewachsen und konnte reifen und geerntet werden. Gott sei Dank! In Zeiten des Klimawandels wird es von Jahr zu Jahr weniger selbstverständlich, dass Regen und Sonne zur rechten Zeit da sind und kein Unwetter die Ernte binnen Minuten vernichtet. So erinnert Erntedank: Wir haben keinen Anspruch auf Brot. Auch auf das nicht, was laut Martin Luthers „Kleinem Katechismus“ alles zum täglichen Brot gehört: „… gute Regierung, gut Wetter…, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen“.
Deshalb bitten wir im „Vater unser“ um tägliches Brot.
Leicht wäre es doch im alltäglichen Miteinander, z.B. auch der Verkäuferin und all den anderen, wieder „Bitte“ zu sagen oder ein anderes freundliches, gutes Wort. Das brauchen wir, wie das tägliche Brot. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese Zeilen zu lesen,
Peter Reichelt, P.